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Foto: (c) Stormarnsches Dorfmuseum

Sonderausstellung "Mein Museum in 50 Jahren" im Stormarnschen Dorfmuseum Hoisdorf

Vom 29.9.2023 – 30.11.2023 zeigt das Stormarnschen Dorfmuseum Hoisdorf die Sonderausstellung "Mein Museum in 50 Jahren".

Marianne Lentz

Die Kinder zweier 4. Klassen der Grundschule Hoisdorf stellten sich der brandaktuellen Frage: Welche heutigen Alltagsgegenstände werden in einer Zeit, in der diese zehnjährigen Schüler Großeltern sein können, überholt und nutzlos sein und ins Museum wandern? Brauchen wir dann noch Kochlöffel oder einen Thermomix? Spielen Kinder noch mit Skateboards, und legen sie noch Puzzles?  Lernen sie noch mit Hilfe von Tablets, und benutzen sie noch ein Handy?

Welche Gegenstände aber wollen sie unter allen Umständen bei sich bewahren?

Diese Fragestellung bewegte sich auf zwei Ebenen. Einmal ging es den Kindern um etwas sehr Persönliches. Sie fragten sich, welcher Gegenstand ihnen heute so wichtig ist, dass sie ihn für ihre Enkelin oder für ihren Enkel dereinst erhalten wissen möchten. Einerseits spiegelt der ja einen Teil ihrer kindlichen Persönlichkeit, andererseits ist er eingebunden in ihr eigenes gegenwärtiges Lebensumfeld, und repräsentiert sich damit gleichsam auch als ein „Zeitzeichen“.

Um das umzusetzen, kamen die Kinder auf die wunderbare Idee, sich zu fotografieren und die Fotos so zu retuschieren, wie sie sich vorstellen können, in fünfzig Jahren auszusehen. An jedem Foto wurde ein kleines Bild befestigt, auf dem der zu bewahrende Gegenstand zu besichtigen ist.

Diese vierzig Fotos haben wir im Museum quer durch unseren großen Eingangsbereich an langen Wäscheleinen festgeklammert. (Erwachsene müssen sich etwas bücken, wenn sie den Raum durchschreiten – ein kleiner zusätzlicher Impuls, genauer hinzuschauen!).

Der zweite Aspekt zielt über die Befindlichkeit der einzelnen Kinder hinaus. Sie hatten nämlich im Unterricht lange Listen von Gegenständen angefertigt, die in fünfzig Jahren wohl nutzlos und überflüssig sein würden. Sie fragten sich, ob wegen des Klimawandels noch eine Pudelmütze oder ein Schneeanzug nötig seien, und ob Tafelkreide und ein Ränzel überholt sein würden und vieles andere mehr. Diese Dinge notierten sie auf farbigen Fähnchen, die wir geordnet nach Sachgebieten als bunte Girlanden aufgehängt und mit unseren Museums-Exponaten konfrontiert haben. Um das Ganze noch anschaulicher zu gestalten, stellten uns die Kinder aus ihrem eigenen Besitz entsprechende Gegenstände leihweise zur Verfügung.

Den eigenen Überlegungen und dem eigenen Tun der Schulkinder war ein Museumsbesuch vorausgegangen. Sie durften „Liesbeth“ (eine schöne alte Puppe, die vor 150 Jahren „gelebt “ hatte) einen Tag lang begleiten: Wo hat sie geschlafen? Was und wie hat sie gegessen? Welchen Beruf hatte ihr Vater? Wie war es in der Schule?

Aus einem Vergleich dieser so unendlich unterschiedlichen Lebenswelten von früher und heute war es den Kindern möglich, Maßstäbe auch für die Zukunft zu entwickeln:

Früher gab es Knechte und Mägde auf dem Hof. Werden wir später mehr von Maschinen und Robotern umgeben sein als von Menschen? Früher fuhr man mit dem Pferdefuhrwerk und mit der Kutsche. Werden wir in jenen fernen Zeiten von Ort zu Ort gebeamt werden? Noch treffen wir unsere Entscheidungen selbst, müssen wir womöglich fürchten, dass Künstliche Intelligenz später all unser Tun und Lassen regelt?

Es war für uns Museumsleute ganz überwältigend zu erleben, wie die Kinder bei der Ausstellungseröffnung mit ihren Eltern diskutierten, und wie auch die Erwachsenen untereinander über dieses Thema ins Gespräch kamen. Auch die späteren Besucher wurden allesamt von der Frage bewegt: Heute Alltag- morgen ins Museum?

Wir können nur empfehlen, dieses Thema Schulklassen aller Altersstufen anzubieten, denn letztendlich geht es um die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben?

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