Das Community Onlinemagazin zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen – von Stormarnerinnen und Stormarner für Stormarnerinnen und Stormarner
Seit dem 23. Juni 2023 ist "Der Knochen" oder "Hohler Zahn, wie das Kunstwerk von Ferdinand Mathiszig liebevoll von den Schülerinnen und Schülern genannt wird, Geschichte. Fast fünf Jahrzente begleitete es die Schulgemeinschaft der Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe. Nun wurde es aufgrund von irreparablen Schäden abgerissen.
Der von Generationen von Schülerinnen und Schüler der einstigen Dietrich-Buxtehude-Schule, späteren Integrierten Gesamtschule und heutigen Ida-Ehre-Schule so genannte „Knochen“ oder „Hohler Zahn“, steht schon seit einigen Monaten brach und fristet ein trostloses Dasein in stiller Zersetzung. In diesem trostlosen Zustand kann er nicht mehr von den Menschen um ihn herum „genutzt“ werden.
Von Schimmel und Rissen befallen ist er schon seit langem von den Menschen um ihn herum getrennt und unter „Verschluss“. Dieser „Knochen“, eigentlich ein Kunstobjekt des Künstlers Ferdinand Mathiszig aus den 1970er Jahren, wurde über fast fünf ganze Jahrzehnte von Schülerinnen und Schülern bespielt, beklettert, bemalt, beschrieben und als Ruhepol genutzt, die ihn als Rückzugsort brauchten. In dieser Funktion wurde, bzw. wird er auch heute noch sehr geliebt und ist aus dem Schulalltag eigentlich nicht mehr wegzudenken. Bis jetzt…
Ein grauer, hässlicher Bauzaun schützt den „Knochen“ in seinem langsamen aber stetigen Verfall und die Menschen vor den Gefahren, die dieser mit sich bringt. Abbröckelnde Farbe, viele Risse, getrennt von den Menschen in seiner Umgebung; das alles ist das traurige Schicksal des geliebten „Knochens“, welchem er überlassen wurde.
Die ursprünglich geplante (Protest-)Aktion der Klasse 9b, zur Sichtbarmachung seines Schicksals, in der Hoffnung auf Zuwendung und Erhaltung, hat sich nun geändert, der „Knochen“ soll abgerissen werden. Um ihn in seinen letzten Wochen vor dem Abriss noch einmal aufleben und sichtbar werden zu lassen, macht die 9b der Ida-Ehre-Schule auf sein unverdient trostloses Dasein und den baldigen Abriss mit einer Kunstaktion aufmerksam.
Die Klasse 9b bemalte zuvor große Tücher, voll bunter Botschaften und dann ist es soweit: Der Knochen wird eingehüllt. Die Verhüllung nach dem Vorbild des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude, soll ihm in seinen letzten Tagen seine Würde wiedergeben. Das sichtbar Unschöne wird eingehüllt, der eigentliche, schöne Kern nach Außen gekehrt. Unter den Gesichtspunkten Gemeinschaft, Toleranz undInteraktion soll eine Hülle entstehen, die den „Knochen“ als verbindendes Element zwischen Kunst und Menschen sichtbar macht, auch, da sein aktuelles Schicksal leider schon besiegelt ist.
Es ist ein Abschied für uns alle, aber auch ein Abschied von einem Kunstobjekt des öffentlichen Raumes. Genau ein solches Objekt, dass die Kunst mit dem öffentlichen Raum, der Schule und deren Schülerinnen und Schülern verbindet. Der Kulturmanager Norbert Aust hat recht, wenn er sagt: Kunst und Kultur bilden den Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.
"Kunst im öffentlichen Raum braucht Akzeptanz, das ist nicht immer selbstverständlich. Doch mit unserem „Knochen“ geschah dies. Er wurde von der Schulgemeinschaft aufgenommen und zu einem Teil davon gemacht. Er ist somit ein fester Bestandteil unserer Gemeinschaft, der Menschen und dieser Stadt, der nicht wegzudenken ist. Mit dem Abriss des „Knochens“ verschwindet nicht nur ein wichtiges, bedeutsames Kunstobjekt des öffentlichen Raumes, sondern auch ein Teil von uns, ein Stück Geschichte mit vielen Geschichten. Sicher ist auf jeden Fall, dass wir aus der 9b und viele weitere Schülerinnen und Schüler, wie auch Lehrerinnen und Lehrer, die über Generationen an dieser Schule waren, den „Knochen“ als Teil ihrer Schule, ja sogar dem Herzstück ihrer Schule in Erinnerung behalten und vermissen werden."
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