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Wir stellen das Instrument des Jahres vor

Organisten aus der Region bringen die Bargteheider Bensheim-Orgel in der Konzertreihe „Orgelpunkte“ zum Klingen.

Text und Fotos von Martina Weber

Die Orgel – groß, imposant, laut, mächtig. Meist befindet sich das Instrument in Kirchen, verfügt über ein reich verziertes Äußeres sowie oft mehrere Klaviaturen übereinander (auch Manuale genannt). Mehrere Pedale sorgen dafür, das alles zeitgleich gespielt werden kann und so zu vielschichtigen Klängen führt, die den ganzen Raum füllen.

Aber die Orgel kann nicht nur laut und Kirchenmusik, sondern auch ganz anders: Je nach Register klingt sie mal wie eine Flöte, mal wie eine laute Trompete, mal wie irgendein Streichinstrument. Und je nach Komponist und Stück können bewegende und komplexe barocke Fugen von Johann Sebastian Bach erklingen, langsame romantische Tonfolgen, Choräle aus dem Gesangbuch, mit denen die singende Gemeinde bei Gottesdiensten begleitet wird, coole jazzige Melodien oder sogar die Titelmusik aus dem Musical „Das Phantom der Oper“.

Kurz gesagt: Die Orgel ist ein außerordentlich vielseitiges Instrument und wird deshalb auch als Königin aller Instrumente beschrieben. Aber nicht nur aus diesem Grund hat der Landesmusikrat Schleswig-Holstein die Orgel zum „Instrument des Jahres“ 2021 gekürt.

In der Begründung betonte der Musikrat insbesondere das individuelle Auftreten der Orgel. „Keine Orgel gleicht der anderen, jede ist genau an die Akustik des Raumes angepasst, an dem sie sich befindet“, hieß es darin, denn jeder Raum „trägt“ den Klang anders. Außerdem spiegele ihre Bauweise technische und stilistische Entwicklungen durch die Zeit hinweg wider, die an vielen erhaltenen und restaurierten Orgeln noch immer klanglich erlebbar sind.

 

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In der Bargteheider Kirche könnt ihr noch bis Freitag, 22. Oktober, jeden Abend ab 18 Uhr dem Klang der Bensmann-Orgel lauschen: Bei der bereits seit mehreren Jahren etablierten Konzertreihe „Orgelpunkte“ lassen Organisten aus der Region das Instrument für etwa eine halbe Stunde ertönen.

Dieses Jahr steht die Veranstaltung ganz im Zeichen zweier besonderer Anlässe. Neben der Wahl zum Instrument des Jahres wird der 400. Todestag des bekannten niederländischen Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck gefeiert, der das Norddeutsche Orgelspiel maßgeblich geprägt hat. Er wird oft auch als Begründer des modernen Orgelspiels bezeichnet.

Die Bargteheider Bensmann-Orgel hat eine lange Geschichte, zumindest, wenn man die der ersten Orgel aus dem Jahre 1696 miteinbezieht, der sie sehr getreu nachempfunden ist.

Nach rund 300 Jahren ist 1997 dieses Instrument als Rekonstruktion des Orgelbauers Dieter Bensmann wieder auferstanden. Zu der Zeit waren die Kirche und die Orgel sehr stark sanierungsbedürftig. Man entschied sich aus Kostengründen, eine neue Orgel mit verbesserter Klangqualität anzuschaffen.

 

Bensmann standen nur ein historisches Foto und einzelne, noch vorhandene originale Teile für die Planung der neuen Orgel zur Verfügung. Dass die meisten Register, die die jetzige Orgel aufweist, auch die erste besaß, war ein großer Zufall, denn entsprechende Dokumente wurden erst vor einigen Jahren und längst nach dem Bau der Bensmann-Orgel gefunden.

Anhand von Abrechnungen kann recht genau nachverfolgt werden, wie die Zeit des ersten Baus verlief, zum Beispiel, wer wann wie viel gearbeitet hat – und wie diese Orgel finanziert wurde: Unter anderem und nicht zu einem geringen Teil tatsächlich durch den Verkauf von Sherry, der vermutlich geschmuggelt war und von einer Schiffsladung konfisziert wurde.

Ein so großes und aufwendig technisches Instrument muss für die damaligen Menschen des kleinen Kirchdorf Bargteheides überwältigend gewesen sein.

Infos zu den Orgelpunkten:

  • Am Mittwoch spielt Carsten Steinfatt unter dem Stichwort „Orgel, marsch marsch!“ heitere Orgelwerke, unter anderem von Jeremiah Clarke, Felix Mendelssohn Bartholdy sowie Théodore Dubois.
  • Katriin Grodten folgt am Donnerstag mit vorwiegend französischen Stücken von Johann Sebastian Bach, François D’Agincour und Renaud de Vilbac.
  • Die Konzertreihe wird schließlich beendet von dem Bargteheider Kantor Andis Paegle mit Musik von Georg Böhm, Johann Sebastian Bach und Jan Pieterszoon Sweelinck.

Der Eintritt zu den Konzerten der „Orgelpunkt“-Reihe in der Bargteheider Kirche (Lindenstraße 2) ist frei. Es gilt die 3G-Regelung.

Hier gibt es mehr zur Geschichte der Bargteheider Orgel (PDF).

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