Kulturfonds Stormarn 2024: Fast Fashion Forward Thinking

I1 18440
Besuch der Kandidatinnen zur Wahl zur Miss Germany in den Opal-Werken 1966; www.kreisarchiv-stormarn.de/mediadb/115773/

Das diesjährige Gewinnerprojekt des in Gründung befindlichen Vereins „In guter Gesellschaft“ konnte mit seinem Ansatz einer kreativen und kritischen Auseinandersetzung die Jury überzeugen. Unter Leitung der Künstlerin Berenike Binder wird das Thema in mehreren Schritten generationsübergreifend angegangen mit dem Ziel der Erarbeitung einer Fashion-Kollektion zum Thema Nachhaltigkeit. Fokussiert werden dabei auch sogenannte „Skill-Swaps“, bei denen eine Generation von der anderen lernt. Angesiedelt ist das Projekt in den früheren Räumlichkeiten der Margaritoff & Schaffer Strumpfwerke im alfaPark in Reinfeld. In den 60er Jahre waren die für die Strumpfmarke „Opal“ bekannten Werke nicht nur für die Produktion von Strümpfen zuständig, sondern richteten jahrelang auch die „Miss Germany“-Wahlen aus und besaßen die internationalen Lizenzen für die Wahl zur Miss Europe, Miss World und Miss Universe.

Das Projekt vereint alle Aspekte der Nachhaltigkeit. In besonders aktueller Thematik werden sowohl ökonomisch, ökologisch als auch soziale Nachhaltigkeitsthemen generationsübergreifend diskutiert und in Form einer kreativ-kulturellen Auseinandersetzung der Gesellschaft präsentiert. Neben der Lebensdauer von Mode, den Transportwegen dieser konnten vor allem die sozialen Aspekte der Herstellung und des individuellen Umgangs mit dem Konsumverhalten die Jury überzeugen. Durch die Jury hervorgehoben wurde auch das Schafffen von Impulsen zu einem bewussten Umgang mit Ressourcen und mit der Schnelllebigkeit von Mode, die vor allem durch online-shopping-Erlebnisse einfach zugänglich ist.

Im ersten Teil von „Fast Fashion Forward Thinking“ wird die Geschichte der Textilindustrie an diesem historischen Ort erforscht. Zeitgleich beschäftigen sich die Teilnehmenden aber auch mit dem Werdegang der Mode, recherchieren die Entwicklung von Mode, die Herstellung und Traditionen. In einem zweiten Schritt wenden sie sich den Kehrseiten der Industrie zu: Wer sind die Leidtragenden der Fast-Fashion-Industrie? Wer die Gewinner? Und welche Rolle spielt dabei der eigene Konsum? Gemeinsam sollen Alternativen zur Fast Fashion, wie beispielsweise Upcycling, Circular Fashion, Slow Fashion oder Kleidertausch, kennengelernt und erprobt werden. Aus dieser Forschungsarbeit heraus designen und erstellen die Teilnehmenden eine Modekollektion, die sich jeweils kritisch und kreativ mit dem Thema Bekleidung auseinandersetzt. Abschließend werden die Ergebnisse auf einer Modenschau im alfaPark auf exakt der gleichen Wendeltreppe, auf der einst die Wahlen zur Miss Germany ausgetragen wurden, präsentiert.

Zitate aus der Jury

Als Nachhaltigkeitsberater und damit Teil der Fachjury freue ich mich sehr, dass solche aktuellen Themen wie Fast-Fashion bzw. Ultrafast-Fashion bei unserem Vorschlag berücksichtigt wurden, sind sie doch in mit den Plattformnutzungen der Jugendlichen bei Temu und Shein so präsent wie nachteilig. Die psychologischen Spielregeln dieser auf kurzfristigen Verbrauch ausgelegten online-shopping-Erlebnisse, schaffen es regelmäßig in die Medien. Hier tut Aufklärung durch aktives Selbermachen und Darstellung der Hintergründe und Absichten not, um unsere Jugendlichen dem nicht schutzlos auszuliefern. Das wollen wir mit dem Vorschlag der Preisverleihung an das Projekt von Berenike Binder in Reinfeld erreichen.“ Rolf Weinkauff, Frühlicht Beratungs GmbH für Nachhaltigkeit und Umsetzung in Ahrensburg

"Das Projekt "Fast Fashion Forward Thinking" betrachtet das Thema Nachhaltigkeit mit einem ganzheitlichen Ansatz. Entlang der Wertschöpfungskette, von der Fasergewinnung bis zum Recycling, werden durch die kritische Auseinandersetzung mit Fast Fashion innovative Lösungsansätze für mehr Nachhaltigkeit erarbeitet. Besonders hervorzuheben ist die lokale Verortung im ehemaligen Opal-Werk, die einen authentischen Rahmen schafft und den Teilnehmenden einen direkten Bezug zur Modegeschichte und -kultur ermöglicht und somit Tradition und Zukunftsvisionen vereint." Selina Kahle, Stellv. Vorsitzende Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K Deutschland e.V.)