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Das Community Onlinemagazin zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen – von Stormarnerinnen und Stormarner für Stormarnerinnen und Stormarner

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Gemeinsam erforschen die Teilnehmer*innen die Geschichte der Mode anhand eines Zeitstrahls.

Nachhaltige Mode vom Fashion Think Tank

Über einen Zeitraum von sechs Monaten forscht seit Oktober in Reinfelder alfaPark der „Fashion Think Tank“ unter der Leitung der Künstlerin Berenike Binder zum Thema Nachhaltigkeit unserer Bekleidungs- und Modekultur. Gefördert wird das Projekt durch den Stabsbereich Kultur des Kreises Stormarn im Rahmen des jährlich vergebenen Kulturfonds Stormarn.

Cordula Eickmann

Das Generationen übergreifende Ideenlabor wird seine Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung und Show als „Fashion Revolution Week“ im ehemaligen Werk des Feinstrumpfherstellers Opal im April 2025 präsentieren.

Auf dem Fußboden des Ateliers Binderina ist in Form eines Zeitstrahls die Entwicklung von Bekleidung im Laufe der Geschichte dargestellt. Beginnend 7500 vor Christi ist mit vielen Bildern und Epocheneinteilungen aufgezeigt, wie Menschen sich kleideten und wie Mode einen immer größeren Stellenwert erhalten hat. Die elfjährige Ava ist von den Kleidern des Rokoko begeistert: „Die sind so schön prächtig und sehen aus wie in ‚Bridgerton‘“, schwärmt die elfjährige während des Gesprächs, in dem sich alle über die Historie der Mode austauschen. Das Erstellen eines Mood Boards ist der nächste Arbeitsschritt für die Teilnehmer*innen des „Fashion Think Tank“ an diesem Samstagnachmittag. Dafür werden Ideen aus allen vielen verschiedenen Materialien wie Stoffen, Garnen, Glitzerpapieren, Pappen, Stempeln, Gewebtem, Zeichnungen oder Bildern aus Zeitschriften zusammengestellt, aus denen später dann erste Modekreationen entstehen können. „Bei mir geht es in Richtung grau. Meine Idee soll eher einheitlich sein und ruhig wirken“, beschreibt die gleichaltrige Lilly die Auswahl ihrer Bilder und arbeitet ebenso konzentriert und mit Freude an ihrem Mood Board wie die anderen Teilnehmer*innen des Ideenlabors.

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Benerike Binder und Alana Zubritz arbeiten seit vielen Jahren im Bereich der Nachhaltigkeit miteinander.

Die Reinfelder Künstlerin und Kunstpädagogin Berenike Binder hat gemeinsam mit Alana Zubritz, die als studierte Designerin im Bereich Nachhaltigkeit arbeitet, den „Fashion Think Tank“ als Projekt des Hamburger Vereins „In guter Gesellschaft“ entwickelt. „Mode ist ein Riesenthema. Was passiert auf der Welt in Bezug auf die Nachhaltigkeit von Kleidung? Was können wir tun, um unsere Umwelt und uns selbst zu schützen? Wie verhalten wir uns als Konsumenten?“, fragt Berenike Binder, die seit vielen Jahren Nachhaltigkeitsprojekte an Hamburger Schulen leitet und mit Alana Zubritz bereits einen Think Tank zum Thema „Plastik“ durchgeführt hat. „Wir forschen hier zweimal pro Monat im Gebäude der früheren Opalwerke zu diesen Fragen. Es gibt zu Beginn immer einen Theorie-Input gefolgt von einem praktischen Teil“, fügt die Künstlerin hinzu. Sei es der Überblick über die Historie der Mode, die Farbenlehre, das figürliche Zeichnen, das Erstellen von Schnittmustern, das Gestalten von Skizzenbüchern, das Funktionieren einer Nähmaschine oder eben die zentrale Frage nach Produktion, Konsum und Up Cycling von Kleidung – die Teilnehmer*innen im Alter von elf bis 81 Jahren bekommen einen umfassenden Einblick in die Welt der Mode und viele Inspirationen, um dann selbst kreativ zu werden. „Nach einer Forschungsphase, während der aus dem aufgebauten Wissenspool Ideen gewonnen werden sollen, wird in der Aussortierungsphase geschaut, was machbar ist. Und danach folgt schließlich die Umsetzung der einzelnen Ideen“, erklärt Alana Zubritz, die über viele Jahre das Zero-Waste Café im Hamburger Schanzenviertel betrieben hat und zu Fragen der Regeneration unseres gesamten Kulturverständnisses forscht, den Ablauf des „Fashion Think Tank“. „Unter den Teilnehmer*innen sind drei Schneidermeisterinnen, die ihr Können und ihre Expertise im Schneidern und Nähen an die jüngeren abgeben können ebenso wie die Ideen der jungen Mädchen auch wiederum spannend für die älteren sind“, so Berenike Binder weiter.

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Einmal Modell, immer Modell: Astrid posiert neben einem der großformatigen Acrylbilder von Berenike Binder.

Eine von ihnen ist Astrid, die von Beruf Direktrice bei Burda, Pfaff und Prim war und mehrere Bücher über das Entwerfen und Nähen von Kleidung geschrieben hat. Mit ihren 81 Jahren ist sie die älteste der Fashion Think Tank Teilnehmer*innen und hat das Interesse an Mode bis ins hohe Alter nicht verloren. „Alles, was mit Mode und der Herstellung von Mode zu tun hat, finde ich spannend“, sagt Astrid, während sie Ideen für ihr Mood Board sammelt und sich schon auf die „Fashion Revolution Week“ im April freut. „Ich habe selbst früher bei Modenschauen gemodelt, war sogar im Fernsehen“, erzählt sie etwas verschmitzt und tauscht sich weiter mit den jungen Mädchen an den Ateliertischen aus. Sie wird nicht nur Tipps zur Herstellung von Mode weitergeben können, sondern auch ihre Erfahrung auf dem Laufsteg.

Die unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit designte und hergestellte Mode des „Fashion Think Tank“ soll im Frühjahr im Rahmen einer Modenschau gezeigt werden, „eben auf der Wendeltreppe der einstigen Opalwerke, auf der schon vor 70 Jahren die Miss-Deutschland-Wahlen stattgefunden haben“, erzählt Berenike Binder weiter. In ihrem Atelier Binderina werden dann auch die einzelnen Ergebnisse der Forschungsarbeit des „Fashion Think Tank“ ausgestellt. Überdies wollen Berenike Binder und Alana Zubritz in den kommenden Monaten mit ihrem Team weitere Konzepte für den Kreis Stormarn entwickeln, um das Verhältnis zu Bekleidung und Modeindustrie neu und nachhaltig zu gestalten. Angedacht sind Alternativen wie Kleidertausch-Treffen, Circular-Fashion oder Repair-Cafés. Wer mehr über das Projekt erfahren oder mitmachen möchte, kann dem Atelier Binderina auf Instagram folgen.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier.

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