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Sandra Hummel neben ihrem „Markt-Zeitungsseiten-Rock“.

Gelungene Ausstellung des Fashion Think Tank zu Nachhaltigkeit in der Mode

Der Andrang im Atelier Binderina in Reinfeld war groß an diesem Wochenende. Zahlreiche Besucher*innen waren gekommen, um die Ausstellung „stop buying Fast Fashion – start forward thinking circular fashion show“ zu erleben.

Cordula Eickmann

Über einen Zeitraum von sechs Monaten hatte unter der Leitung von Berenike Binder und Alana Zubritz eine Gruppe von an Mode und Nachhaltigkeit interessierten Teilnehmerinnen geforscht, entwickelt und gearbeitet. Die zentrale Frage dabei lautete: Wie kann die Bekleidungskultur transformiert werden, um Mensch und Natur zu schonen? Das Ergebnis des Fashion Think Tank wurde nun in einer spannenden, bunten und sehr sehenswerten Werkschau präsentiert.

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Große Freude und auch Entspannung bei den Frauen des Fashion Think Tanks über die gelungene Ausstellung.

Who made my clothes?  - Tauschen statt kaufen - Die Entwicklung der Mode von Christi Geburt bis heute – Was steckt im Fast Fashion – Reparieren statt Wegwerfen – Buy less, buy unique – Schmuck gegen Spende – Die Blüte der Knopfindustrie: Wer die Ausstellung „stop buying Fast Fashion“ im Atelier Binderina besuchte, konnte sich einen umfassenden Überblick über Themen der Modekultur, der oftmals problematischen Produktion von Mode und möglicher nachhaltiger Ideen und Alternativen schaffen und zugleich in eine bunte, selbst kreierte Modewelt voller toller Ideen eintauchen. „Wir haben in den letzten sechs Monaten gemeinsam kreative Konzepte entwickelt, um unsere Beziehung zur Mode neu zu gestalten. Die Lust, Mode zu entwerfen und zu schneidern und aktiv zu produzieren stand dabei ebenso im Mittelpunkt wie die globalen Probleme in Bezug auf Kleidung“, berichtet die Reinfelder Künstlerin Berenike Binder. Dabei stellte sich im Laufe des Think Tank auch die Frage, was die Teilnehmerinnen im Alter von 11 bis 82 Jahren auf die Bühne bringen wollten und wie das Thema nachhaltige Mode nach außen präsentiert werden sollte. „Irgendwann war uns klar, dass wir gemeinsam und im Austausch etwas gestalten wollen. Dabei war das Kennenlernen untereinander ebenso spannend wie das inhaltliche Arbeiten an der Frage der weltweiten Modeproduktion und deren Problematiken. Letztendlich haben wir das Globale gesucht und das Lokale gefunden“, resümiert Alana Zubritz, die als studierte Designerin seit vielen Jahren im Bereich Nachhaltigkeit arbeitet.

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Eine 5. Klasse der Immanuel Kant Schule in Reinfeld fertigte Kleidung für kleine Schneiderpuppen.

Die beiden Frauen sind ebenso begeistert und stolz wie alle Teilnehmerinnen darüber, was der Fashion Think Tank auf die Beine gestellt hat. In zwei großen Räumen des Ateliers weiß man als Besucher zuerst gar nicht, wohin das Auge wandern soll. Überall stehen Schaufensterpuppen, gekleidet mit peppigen Entwürfen verschiedenster Stilrichtungen. Die Kleidung ist teilweise selbst genäht, gehäkelt oder gestickt, mal aus Secondhand-Stücken zusammengesetzt oder auch aus Papier. Eine Puppe trägt einen riesigen Rock mit gefalteten Seiten von „Markt-Ausgaben“. „Ich habe neun Jahre als Jugendliche die Zeitung ausgetragen und damit mein Taschengeld aufgebessert“, erzählt Sandra Hummel aus Grabau. „Und da kam mir die Idee, aus diesen Zeitungsseiten Mode zu machen“, ergänzt die gelernte Schneiderin, die Lust hätte, im Bereich Up-cycling Kurse an Schulen zu geben, weiter. Eine Gruppe von Puppen trägt fröhliche Kleidung in gelb, weiß und schwarz und wirkt sommerlich und frisch. Der Clou an dem Ensemble aber sind aufgenähte Spiegeleier als Farbklekse. Wer sich einen Kimono selbst schneidern und diesen mit Stickereien oder Knöpfen verzieren möchte, konnte Anleitungen dazu ablesen und sich über die Geschichte der Knopfindustrie informieren.

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Berenike Binder und Alana Zubritz haben das Ideenlabor geleitet.

Überhaupt boten Schautafeln mannigfache Background-Informationen zu allen Themen der Ausstellung. Interviews der Teilnehmerinnen über das Projekt selbst und ihre Erfahrungen waren auf einem Laptop zu verfolgen und die große Modenschau, in der alle selbst gestalteten Modelle der Ausstellung zu sehen waren und von den Teilnehmerinnen gekonnt auf dem Laufsteg vorgeführt wurden, zeigte ein Film auf großer Leinwand in Dauerschleife. Eine 5. Klasse der Imanuel Kant Schule in Reinfeld hatte sich zeitgleich zum Think Tank mit der Frage nach Dystopien und Utopien der Mode beschäftigt und kleine mit prachtvollen und witzigen Kleidern bekleidete Schneiderpuppen zur Ausstellung beigesteuert. Zudem boten der Kleidertausch, eine Kleiderstange mit Selbstgenähtem und eine Kleiderstange des Kleidershops des Deutschen Roten Kreuz aus Reinfeld die Möglichkeit, mit einem neuen-alten oder ganz neuen Kleidungsstück nach Hause zu gehen, das nicht Fast Fashion in Asien oder in anderen Billigproduktionsländern hergestellt wurde. „Ich nehme mir heute einen gebrauchten Rock mit. Dieser Kleidertausch ist einfach toll und die ganze Ausstellung ist klasse! Man kann sie sogar mit den Schauen im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg vergleichen“, sagt Katrin Voß und fände es großartig, wenn es einen Kleidertausch und ähnliche Aktionen öfter in Reinfeld gäbe.

Diesen Anspruch haben auch Berenike Binder und Alana Zubritz. „Wie wollen wir weitermachen?“, fragt Berenike Binder, die nicht nur auf dem großen Erfolg der Ausstellung für eine Fortführung des Ideenlabors aufbauen kann, sondern auch auf dem Interesse der Projektgruppe und vielleicht einiger neuer Gesichter, die diese beeindruckende Ausstellung voll positiver Energie und Kreativität genossen haben. Wer dem Ruf „Open call! Wir suchen dich! Let’s change fashion“ nachkommen möchte, findet alle Informationen zu weiteren Veranstaltungen auf der Homepage des Ateliers Binderina auf Instagram.

Das Projekt des Fashion Think Tank wurde durch den Stabsbereich Kultur des Kreises Stormarn im Rahmen des jährlich vergebenen Kulturfonds Stormarn gefördert.

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