Das Community Onlinemagazin zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen – von Stormarnerinnen und Stormarner für Stormarnerinnen und Stormarner
In der Ausstellung „Geld auf Reisen – Von der Geldkatze bis zur Smartwatch“, die bis 6. Februar im Foyer des Sitzungssaals der Kreisverwaltung Bad Oldesloe gezeigt wird, kann man sich auf die Spur des Geldes begeben, das auf Reisen erst ständig gewechselt wurde, später als Reiseschecks ein neues Gesicht bekam und heute als elektronischer Zahlungsverkehr eine ganz neue Form gefunden hat.
Im November 1520 wurde Albrecht Dürers Frau bestohlen: Auf Reisen schnitt ihr ein Gauner in Antwerpen einen Beutel vom Gürtel, in dem zwei Gulden waren. Heutzutage sind Reisende oft bargeldlos unterwegs.
Konzipiert wurde die Ausstellung im Rahmen des 200. Jubiläums der Sparkasse Holstein von Reiseforscher Dr. Winfried Siebers, und sie ist aus einer Kooperation der Landesbibliothek Eutin mit den Stiftungen der Sparkasse Holstein entstanden. Der Kreis Stormarn unterstützt im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft Stormarn kulturell stärken“ das Projekt durch die Überlassung der Räumlichkeiten für die Ausstellung in Bad Oldesloe.
„In der Eutiner Landesbibliothek befindet sich die Forschungsstelle zur historischen Reisekultur, die in ganz Deutschland einmalig ist“, erläutert Siebers. Im Gespräch von Professor Axel Walter, Leiter der Landesbibliothek, mit Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Stiftungen Sparkasse Holstein, sei die Idee entstanden, die Themen Reisen und Geld miteinander zu verbinden. 1824 wurde die erste Sparkasse in der Region gegründet; zum 200. Geburtstag treffen sich Geld und Reisen in dieser Ausstellung, die bereits in Eutin zu sehen war.
Sie beginnt im Spätmittelalter, als laut Siebers der Zahlungsverkehr mit Gold-, Silber- und Kupfermünzen den bisherigen Tauschverkehr ablöste. „Beim Geld kann man über die Jahrhunderte eine Stabilisierung und Vereinfachung des Bezahlens beobachten, beim Reisen eine Demokratisierung und Beschleunigung.“ Reiste früher vor allem der Adel, kamen bald immer mehr Gruppen von Pilgern über Handwerker bis zu Studenten und Gelehrten dazu und noch später die Reise nach Mallorca für jedermann. Auf 18 Stelltafeln kann man der Entwicklung folgen und erfährt beispielsweise, dass früher an jeder Grenze Geld in die neue Währung umgetauscht werden musste. Zwischen Eutin, Bad Oldesloe und Lübeck gab es alleine drei Grenzen.
1750 kam der „Wechsel“ auf, mit dem man innerhalb eines Netzwerks unabhängig von Grenzen bezahlen konnte. Später folgten Reiseschecks von American Express, die gemeinsame Währung Euro in 20 Ländern und heute der bargeldlose Zahlungsverkehr. Das Bezahlen auf Reisen wird in literarischen Zeugnissen von Johann Wolfgang von Goethe über die alleine reisende Frau Fanny Lewald bis zu Erika und Klaus Mann belegt, die sich auf USA-Tour begaben und am Ende mit Schulden da saßen, die Thomas Mann mit dem Geld seines Literaturnobelpreises begleichen musste.
Die Ausstellung bietet anschauliche Einblicke in die Partnerschaft von Geld und Reisen, zugleich ist sie als Angebot für Schulklassen ein Beispiel für die besondere Kulturarbeit im Kreis Stormarn. Die ist eng mit der „Arbeitsgemeinschaft Stormarn kulturell stärken“ verbunden, die einst Jörg Schumacher ins Leben gerufen hat. „Nachdem die Kulturarbeit im Kreis neu organisiert wurde, hatte ich 2012 die Idee für eine Arbeitsgemeinschaft, der neben der Sparkassen-Stiftung Stormarn auch die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, die Bürger-Stiftung Stormarn und der Kreis Stormarn
angehören“, sagt Schumacher.
Ihm war es ein Anliegen, die Kultur für Kinder und Jugendliche, die bis dahin sehr vernachlässigt worden war, in den Fokus zu rücken. „Bis dahin hatten sich Kulturangebote stets an sehr spezielle Kreise gerichtet“, so Schumacher, „wir wollten aber auch kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen.“ In Zusammenarbeit mit dem Stabsbereich Kultur, mit Friederike Daugelat und vor allem mit ihrer Nachfolgerin, Kreiskulturreferentin Tanja Lütje, sei das mit vielen Projekten gut gelungen.
Inzwischen hat es eine Reihe von Formaten gegeben, die von der AG initiiert wurden. Anlässlich des Kreisjubiläums 2017 wurde das Figurentheaterstück für Kinder „Wie das Licht nach Stormarn kam“ entwickelt und vor mehr als 50 Schulklassen gezeigt. Das jährliche Stormarner Figurentheater-Festival oder die Ausstellung skandinavischer Kinderbücher gehören zu den Angeboten; 2024 konnte der Kreis Stormarn exklusiv die Rechte für die Uraufführung des Kinderbuches „Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie als Figurentheaterproduktion bekommen.
„Wir haben bei den Bildungsangeboten im Kreis Stormarn viel gemacht“, bilanziert Schumacher, „vor allem haben wir wichtige Akzente gesetzt, um den Bereich Bildung und Kultur zugänglich zu machen.“ Kinder und Jugendliche müssten frühzeitig an Kultur herangeführt werden. Inzwischen merke auch die Kreispolitik, wie wichtig kulturelle Angebote für die Menschen im Kreis seien. „Hier findet langsam ein Bewusstseinswandel statt.“
Auf lange Sicht hat Schumacher das Ziel, die Kreise Stormarn und Ostholstein enger zusammen zu bringen. „Eutin war eine Art Weimar des Nordens und verfügt über einen großen Fundus.“ Das sei ein historisches Erbe, das auch für Stormarn bedeutsam sei. Die Ausstellung „Geld und Reisen“ ist ein Beispiel für gelungene Kooperation und gelungene Jugendkulturarbeit: Neben einem Katalog ist zur Ausstellung zusätzlich eine Graphic Novel von Lukas Kummer erschienen, die die Geschichte von Geld und Reisen anschaulich für junge Leser erzählt. Auch „200 Jahre Sparkassengeschichte in Holstein“ ist als Comic zu haben.
Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm, das nicht nur wissenschaftliche Vorträge und Führungen, sondern getreu dem Ziel der „AG Stormarn kulturell stärken“ auch Workshops und Führungen für Schulklassen umfasst. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.
Geld für die Reise, Geld auf der Reise, Geld von der Reise
Prof. Dr. Detlev Kraack (Plön)
Mittwoch, 22. Januar 2025, 18 Uhr
Ein Schatzhaus historischer Handschriften, Bücher und Landkarten in Holstein – Die Eutiner Landesbibliothek
mit der einzigen Forschungsstelle zur Historischen Reisekultur in Deutschland
Prof. Dr. Axel E. Walter (Eutin/Hamburg)
Mittwoch, 29. Januar 2025, 18 Uhr
Finissage mit einem Vortrag
Reisendes Geld – Kulturwissenschaftliche Perspektiven
Prof. Dr. Sonja Windmüller (Kiel)
Donnerstag, 6. Februar 2025, 17.30 Uhr
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