StormUnity

Das Community Onlinemagazin zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen – von Stormarnerinnen und Stormarner für Stormarnerinnen und Stormarner

schulen1

Schulen in Stormarn aus der Sicht einer Schüler - Was gut ist und wo noch Potential ist

Schule begleitet junge Menschen über ihre gesamte Kindheit und Jugend. Sie ist eine Stütze und soll zur Entwicklung beitragen. Die Schülerin Maribel schildert aus ihrer Sicht fehlende Bedarfe und wo wir es gut machen.

Maribel Heinzelmann

Schule begleitet junge Menschen über ihre gesamte Kindheit und Jugend. Sie ist eine Stütze und soll zur Entwicklung beitragen. In vielen Punkten ist sie das sicherlich, aber es gibt leider auch noch vieles, was, meiner Meinung nach, ausbaufähig ist. Das Thema ist vielschichtig und in den letzten Jahren meiner Schulzeit, sind mir einige kritische Punkte in der Schule aufgefallen. Im diesen Beitrag möchte ich über diese kritische Punkten sprechen, um ein vielseitiges Bild zu geben werde ich ergänzend auch Schülerinnen aus Stormarn nach ihrer Meinung fragen.

Allgemein ist es wichtig, dass in egal welcher Form, der Schüler oder die Schülerin sich in der Schule gesehen fühlen soll. Tabea, Schülerin der Freien Waldorfschule Bargteheide wies dabei ausdrücklich auf die Grundbedürfnisse hin. Trinken während des Unterrichtes ist mittlerweile ganz normal, beim Essen sieht es jedoch anders aus. „Viele Menschen frühstücken morgens nicht, doch sie benötigen Energie zum Denken“, sagt Tabea. Und meiner Meinung nach hat sie recht, solange es den Unterricht nicht stört und trotzdem aufmerksam zugehört wird, sollte das Essen während der Schulstunde erlaubt sein. In den Abschluss-Klausuren ist es auch erlaubt. Der Rahmen muss natürlich stimmen, eine Tüte Chips oder eine Pizza zu bestellen ist nicht wirklich angebracht. Ein Käsebrot für den nötigen Energieschub ist dann passender. 

Ein weiterer, auch sehr wichtiger Punkt, sind Einschränkungen, ob geistig oder auch körperlich, die einige Schüler und Schülerinnen haben. Das können Legasthenie, Dyskalkulie aber auch psychische Störungen sein. Letztere werden gesellschaftlich immer noch oftmals unterschätzt. Dabei ist die Psyche ein wesentlicher Bestandteil, um sich zu konzentrieren und zu lernen. Tabea schlägt vor: „Die Lehrerkräfte sollten verpflichtend einen extra Lehrgang
bekommen, in dem sie den Umgang mit beeinträchtigten Schülern und Schülerinnen erlernen.“ Das kann unterstützend sein, sowohl für die Betroffenen als auch für die Lehrer und Lehrerinnen. Bezüglich des Themas Legasthenie und Dyskalkulie ist die Legasthenie mittlerweile staatlich anerkannt und eine ärztlich bestätigte, Entwicklungsstörung. Bei der Dyskalkulie ist das leider nicht so. Das bedeutet, dass Menschen mit Dyskalkulie
oft weniger unterstützt werden als Menschen mit einer Lese-Recht-Schreibschwäche. Eine Mitschülerin von mir hat Dyskalkulie, sie wird aber nicht so behandelt wie Leute aus meiner Klasse mit einer Lese-Recht-Schreibschwäche. Das ist meiner Meinung nach unfair und es muss sich was ändern! Zum Glück gibt es schon Räume, in denen Legasthenie sowie Dyskalkulie behandelt werden. Christian Thiessen schrieb darüber einen Artikel in der März Ausgabe von StormUnity. Worin aber auch erwähnt wird, dass solche Räume noch viel zu wenig vom Staat unterstützt werden. Ich möchte damit nochmal betonen, dass es wichtig ist, solche Räume zu haben und diese weiter auszubauen! Ein sicherer und achtsamer Raum ist für ein qualitatives Lernen grundlegend. Ein weiteres Thema, was auch in die Kategorie ist das Thema Rassismus. Eine Schule sollte mit dem Thema besonders behutsam und vorsichtig umgehen. Jeder Mensch, ob Kind, Jugendlich oder Erwachsen, hat das Recht darauf im Unterricht respektvoll behandelt zu werden. Meiner Meinung nach gibt es noch viel zu viele Fauxpas beim Unterrichten einer kulturell vielfältigen Klasse. Ich selbst habe eine sehr unangenehme Situation erlebt, in der eine Schülerin vor der
ganzen Klasse bloßgestellt wurde. Im Nachhinein wurde diese Situation nie wirklich gut gelöst, möglicherweise weil es für beide Seiten überfordernd war. Der Umgang mit Alltagsrassismus muss besser sensibilisiert werden und plädiere zur Unterstützung einer allgemein verpflichtendes Seminar für alle Schulen, um die unangenehmen Situationen für beide Seiten zu vermeiden. Insgesamt sollte es eine besondere Fortbildung geben, wo alle oben genannten Themen bearbeitet und neue Lösungsansätze erlernt werden. Dies gilt auch im pädagogischen Bereich.

Tabea berichtete über die ungleiche Behandlung im Unterricht. Wie gehen Lehrer im Unterricht mit Lärmstörungen um? Auch im Bereich der Pädagogik könnten alle von einer Fortbildung profitieren. Corona hat uns alle geprägt, egal ob jung oder alt, egal ob Schülerinnen, Schüler oder Lehrkräfte. Es war eine Zeit, wo die meisten auf vieles verzichten mussten. Diese ganzen Einschränkungen haben aber besonders Jugendliche eingeschränkt.  Ein Video-Call kann keine Umarmung oder ein gemeinsames Erlebnis ersetzen. Das hat vor allem die Psyche beeinflusst. Es ist erwiesen, dass die Zahlen an psychischen Erkrankungen in der Corona-Zeit zugenommen haben. Die psychologischen Fachkräfte sind überlaufen. Es muss mehr unterstützende Organisationen und Programme geben, um allen die Möglichkeit zu bieten psychische Defizite der letzten Jahre aufarbeiten zu können. Denn jetzt ist es wieder möglich.

Kreativität ist für mich ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ich glaube viele hätten so etwas in der Pandemie-Zeit gebraucht. In der Schule fielen Unterrichte wie Kunst und Musik nahezu weg. Wenn man sich nicht allein kreativ beschäftigen konnte, brach also ein weiteres Standbein weg. Die Videokonferenzen bedeuteten oft Stundenlang am Bildschirm zu sitzen, weil diese das neue Lernformat wurde. Von meiner Schule kann ich sagen, dass das Onlinelernen im Übermaß genutzt wurde. Es war ermüdend und kein effektives Lernen. Im Nachhinein würde ich sagen, das eine festgesetzte Begrenzung der Bildschirmzeit notwendig gewesen wäre. Daran hätten sich alle Schulen halten müssen. Dazu kommt, dass das Onlineformat teilweise nun weiter ein Kommunikationsweg und eine Lernmethode ist, auf der sich gerne mal ausgeruht wird. Das sollte nur begrenzt der Fall sein, denn die Corona-Einschränkungen scheinen nun endlich ein Ende gefunden zu haben.

In diesem Sinne möchte ich auch noch den Punkt der Abschluss-Klausuren ansprechen. Ich bin im Abitur-Jahr und auch dieses Jahr gibt es noch einen Corona-Ausgleich. Diese sind aber nicht wirklich hilfreich. Eine halbe Stunde mehr Schreibzeit, kann zwar unterstützend sein, bügelt ein Defizit jedoch nicht aus! Vielmehr sollte bei den Prüfungen ein Augenmerk auf die Inhalte gelegt werden. Viele sagen, dass die Allgemeine Hochschulreife auf ein wissenschaftliches Studium vorbereiten soll. Aber auch in den Universitäten gab es Einschränkungen während der Pandemie-Zeit.

Ich möchte hiermit den Wunsch äußern, dass auch alle folgenden Abschluss-Jahrgänge, welche mit den Corona-Maßnahmen konfrontiert waren, eine Erleichterung bekommen. Und das nicht nur im Sinne von mehr Schreibzeit. Die Klausuren sollten dem Defizit der vergangen drei Jahre angepasst werden. Ausdrücklich möchte ich noch sagen, dass in unserem Schulsystem aber auch schon vieles besser geworden ist. Das wurde mir vor allem nochmal deutlich, als ich mit einer Freundin sprach, die vor einigen Jahren aus Syrien flüchtete. Sie erzählte mir wie es dort in der Schule war. Eine Uniform kann Vorteile haben, denn es gibt keinen sichtbaren Unterschied im Hinblick auf Markenkleidung. In Syrien tragen alle Grundschulkinder (erste bis vierte Klasse) die gleiche Uniform - eine Art Kittel in blau. In den höheren Klassenstufen tragen die Jugendlichen dann einen Anzug. Die Haare müssen zusammengebunden sein. Make-Up darf nicht aufgetragen werden.

Ein weiterer erheblichen Unterschied ist, dass die Lehrpersonen in Syrien ihre Schüler und Schülerinnen schlagen dürfen. Meine Freundin erzählte, dass sie auch manchmal Schläge bekam. Da hat sich in Deutschland glücklicherweise doch schon einiges geändert. Was noch ein Unterschied zum syrischen Schulsystem ist, sind die Unterrichtszeiten. In Syrien findet der Unterricht wöchentlich abwechselnd Vormittags und Nachmittags statt. Das finde ich sehr interessant. Und vielleicht ist das gar kein so schlechter Ansatz denn es ist bekannt, dass es für junge Menschen schwer ist, sich früh morgens schon zu konzentrieren.

Dieser Artikel soll nicht nur kritisieren. Denn die Lehrkräfte tragen nicht nur einen großen Teil zum Unterrichtsgeschehen bei, sie haben auch viel zu stemmen. Das verdient Anerkennung und großes Lob. Damit wir weiterhin von einem durchdachten und gut entwickelten Schulsystem profitieren, sollten wir uns dafür stark machen. Dabei können und sollten sich alle engagieren. 

Feedback & Soziale Netzwerke

Das Community Magazin lebt von eurer Beteiligung. Wir freuen uns über jedes Feedback. Teilt unsere Inhalte mit euren Freunden!

 

Zum Feedback-Formular

Auf Facebook teilen