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Es dauert nicht mehr lang, dann wird auch in Stormarn Ostern gefeiert. Das Stormunity-Magazin erklärt, was es mit den kommenden Feiertagen auf sich hat und warum sie begangen werden. Und welche religiösen Feste auch Muslime und Juden in dieser Zeit feiern.
Ostern steht vor der Tür. Am 9. April ist dieses Jahr der Ostersonntag, danach der arbeitsfreie Ostermontag. Und bereits der 7. April ist der sogenannte Karfreitag und ebenfalls ein gesetzlicher Feiertag. Und noch einen Tag vorher beginnen in Schleswig-Holstein für alle Schülerinnen und Schüler die zweiwöchigen Osterferien, die bis zum 21. April dauern.
Für viele Menschen steht genau das im Vordergrund, nicht arbeiten und nicht zur Schule zu müssen. Dazu werden in vielen Familien Eier bunt angemalt und am Ostersonntag versteckt und gesucht. Zur Freude der Kinder gibt es Süßigkeiten wie Hasen aus Schokolade und vielleicht auch das ein oder andere Geschenk.
Doch warum gibt es diese Bräuche zu Ostern und welchen Hintergrund haben sie? Welche Bedeutung hat das Osterfest, das in Deutschland mit gleich zwei arbeitsfreien Feiertagen verbunden ist?
Tatsächlich sind die Ostertage nicht denkbar ohne die sogenannte Karwoche, die Woche vor dem Ostersonntag. Sie beginnt wiederum an dem Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag. Was aber ist der Hintergrund der einzelnen religiösen Feiertage?
Palmsonntag:
Das Neue Testament in der Bibel berichtet, dass Jesus Christus an diesem Tag auf einem Esel in Jerusalem einritt. Die Bevölkerung, die in ihm den erwarteten Messias (Gesalbten) sah, begrüßte ihn jubelnd und legte Kleidung, Palm- und Ölbaumzweige auf die Straße, gewissermaßen als „roten Teppich“ für Jesus. Daher kommt der christliche Brauch, sich an diesem Tag aus der Kirche gesegnete Palmzweige mitzunehmen und zu Hause an Kreuze und Kruzifixe zu stecken.
Gründonnerstag:
Der Gründonnerstag ist der Donnerstag vor Ostern. Er erinnert an das Abendmahl, das Jesus am Vorabend seines Todes mit seinen zwölf Jüngern gefeiert hat. Auf dieses Ereignis geht das Heilige Abendmahl zurück, das in der Kirche begangen wird. Am Gründonnerstag wird zudem noch weiterer Ereignisse gedacht: Jesus wusch seinen Jüngern die Füße und zeigte ihnen so, dass er ihnen diente. Später am Abend, im Garten Gethsemane, fiel er seinen Verfolgern in die Hände, weil sein Jünger Judas ihn für 30 Silberlinge und durch einen Kuss, den Judaskuss, verraten hatte. Der Ursprung des Namens Gründonnerstag ist nicht eindeutig geklärt. Er könnte auf die alt- und mittelhochdeutschen Wörter „grunen“ und „grinan“ zurückgehen, die „wehklagen“ oder „weinen“ bedeuten.
Karfreitag:
"Kar" wird abgeleitet von einem Wort, das Klage, Elend oder Trauer bedeutet. An diesem Tag wurde Jesus in Jerusalem dem römischen Statthalter in Judäa, Pontius Pilatus, gegenübergestellt, zum Tode verurteilt und auf dem Hügel Golgatha an das Kreuz genagelt. Die Hinrichtungsform der Kreuzigung war in der Antike sehr verbreitet und entsprach römischem Recht. Die 15. Stunde des Tages gilt als die Todesstunde von Jesus, daher werden karfreitags um 15 Uhr Gottesdienste abgehalten. Diese finden ohne Glockengeläut statt, die Glocken in den Kirchen verstummen bis zur Osternacht.
Ostersamstag:
Der Ostersamstag, auch Karsamstag genannt, ist der Tag der Grabesruhe. Es findet in der Regel tagsüber kein Gottesdienst statt und die Altäre in den Kirchen sind frei von Kerzen und Blumen. In der Nacht zum Sonntag jedoch wird die Osternacht und bereits die Auferstehung Jesu gefeiert. Traditionell um Mitternacht, mittlerweile in vielen Kirchengemeinden schon früher um 21 oder 22 Uhr. Osterkerzen bringen dann wieder Licht in die zuvor dunklen Kirchen, vor denen Osterfeuer angezündet werden. Während der nächtlichen Gottesdienste fangen die Glocken wieder an zu läuten.
Ostersonntag:
Am Ostersonntag feiern Christen die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Nach dem Matthäus-Evangelium wälzte ein Engel den Stein, mit dem das Grab Jesu verschlossen war, zur Seite. Das Grab war leer. Der Engel verkündete, dass Jesus auferstanden sei. Ostern ist das höchste Fest der Christen und das zentrale Ereignis ihrer Religion. Denn die Auferstehung Jesu begründet den Glauben an ein Leben nach dem Tod. Ostern ist daher von seiner Bedeutung her noch höher als Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu.
Am Ostermontag wird erneut die Auferstehung Jesu gefeiert. An diesem Tag begegneten zwei der Jünger ihrem Herrn, so berichtet das Neue Testament. Sie hatten bis dahin an seiner Auferstehung gezweifelt, verbreiteten die Nachricht nun aber mit Freude.
Aber warum feiern wir Ostern mal im März, mal im April? Nun, die Kirche hat im 4. Jahrhundert festgelegt, dass Ostern auf einen bestimmten Sonntag fällt, nämlich den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. Der 22. März ist damit der früheste Termin und der 25. April der späteste für das Osterfest. Mit Folgen: Weil die ebenfalls christlichen Feiertage Christi Himmelfahrt und Pfingsten vom Termin des Osterfestes abhängen, gehören sie zu den beweglichen Feiertagen.
So wird 40 Tage nach dem Osterfest, also immer an einem Donnerstag, Christi Himmelfahrt gefeiert. Die Apostelgeschichte in der Bibel berichtet davon, dass Jesus mit seinen Jüngern zusammen war, als ihn eine Wolke erfasste und in den Himmel trug. In Deutschland wird an diesem Tag zugleich der Vatertag gefeiert.
50 Tage nach Ostern wiederum findet das Pfingstfest statt. Daher auch der Name: Pfingsten leitet sich von dem griechischen Wort "pentekosté", der Fünfzigste, ab. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der den Aposteln erschienen sein soll. An Pfingsten wird die "Ausgießung" oder "Entsendung" des Heiligen Geistes gefeiert. Dieses Ereignis war der Ausgangspunkt für das missionarische Wirken der Jünger Jesu. Der Missionsauftrag ist ein bedeutender Teil des christlichen Glaubens.
Neben religiösen und kirchlichen Feierlichkeiten gehören zum Osterfest in vielen Ländern aber auch zahlreiche Osterbräuche. Der wohl bekannteste: In deutschsprachigen Ländern und den Niederlanden suchen die Kinder bunt bemalte Hühnereier sowie Süßigkeiten, die vom Osterhasen versteckt wurden. Der Osterhase findet sich dann auch oft in Schokoladenform unter den Süßigkeiten wieder. Üblich ist auch, Bäume, Sträucher und Blumen mit bunt bemalten Eiern zu schmücken. Ebenfalls verbreitet ist, dass es Ostersonntag und -montag einen Kuchen in Hasen- oder Lammform gibt.
Den Brauch der gefärbten Eier gab es schon in der frühen Christenheit. Die Christen im Nahen Osten bemalten Eier rot, um an das Blut Christi bei der Kreuzigung zu erinnern. Dass die Eier später verschieden gefärbt wurden, geht auf das Fastengebot der katholischen Kirche zurück. Während der Fastenzeit durften ab Aschermittwoch bis Ostern neben Fleisch auch keine Eier gegessen werden. Da die Fastenzeit über sechs Wochen dauert, erfolgte die Haltbarmachung durch Hartkochen der Eier. Um nun ältere Eier von jüngeren zu unterscheiden, färbte man sie unterschiedlich. So gab es am Ostersonntag verschieden gefärbte Eier zum Verzehr. Im 19. Jahrhundert entstand dann aus dem städtischen Bürgertum heraus der Festtagsbrauch, Ostereier an die Kinder zu verschenken und im Familienkreis zu suchen.
Der Osterhase wiederum hat sich ebenfalls seit dem 19. Jahrhundert als Symbol für Ostern und als Bringer und Verstecker der Ostereier durchgesetzt. Wie das Ei galt der Hase früher als Symbol für Fruchtbarkeit und zudem für den Frühling. Dass in früheren Zeiten Hasen oft im Frühling zur Nahrungssuche in menschliche Siedlungen kamen, trug ebenfalls zur Popularität des Osterhasen als Eierbote bei.
Zuvor gab es bereits in verschiedenen Regionen den Brauch, dass Tiere für das Färben und Verstecken der Eier zuständig sind. Er ging bis ins 16. Jahrhundert zurück. So legte in Tirol lange Zeit die Osterhenne die Eier, in Schleswig-Holstein, Westfalen, Niedersachsen und Bayern kam der Fuchs oder der Osterhahn, in der Schweiz versteckte der Kuckuck die Eier und in Thüringen der Storch.
Ein anderer Osterbrauch ist das Ostereiertitschen, das in Bayern, im Rheinland, in Österreich, Südtirol und der Schweiz, über den Balkan bis nach Russland sowie in Schweden verbreitet ist. Zwei Spieler nehmen dabei je ein hart gekochtes Osterei in die Hand. Ein Spieler fängt an und schlägt mit der Spitze seines Eis auf die Eispitze seines Gegenspielers, mit der Absicht, dessen Schale zu zerbrechen. Dies geht reihum so weiter. Sieger ist, wessen Ei zum Schluss noch unversehrt ist.
In der sorbisch-katholischen Oberlausitz in Sachsen ziehen beim Osterreiten am Ostersonntag mehrere Prozessionen von einer Pfarrgemeinde in die Nachbargemeinde, um die Botschaft der Auferstehung singend zu verkünden. An den neun Prozessionen nehmen jährlich etwa 1500 Reiter teil. Diese Prozessionen werden jedes Jahr von Tausenden Besuchern verfolgt.
Auch in anderen Ländern haben sich Osterbräuche und -traditionen bis heute erhalten. Hier einige Beispiele:
In Bulgarien, Griechenland, Russland, Serbien und Schweden werden hartgekochte Eier rot bemalt als Symbol für das neue Leben, das durch das Opfer Christi erworben wurde. In Russland ist es außerdem üblich, neben Ostereiern traditionelle Speisen am Ostersamstag weihen zu lassen. Auch in Polen werden an diesem Tag Speisen für das Frühstück am Ostersonntag gesegnet. Am Ostermontag besprengt man sich dort gegenseitig mit Wasser.
In Schweden verkleiden sich am Gründonnerstag die Kinder als „Osterweiber“. Sie laufen mit langen Röcken und Kopftüchern durch die Straßen und betteln an den Türen um Süßigkeiten, als „Bezahlung“ überreichen sie selbstgemalte Osterbilder.
In Griechenland wird nach der Auferstehungsliturgie eine Suppe aus den Innereien eines Lamms gegessen, das im Laufe des Ostersonntags am Spieß gegrillt wird. Am Abend werden in vielen griechischen Gemeinden Feuerwerke gezündet. Während der Ostertage begrüßt man sich – wie auch in allen anderen christlich-orthodoxen Ländern – mit dem Ostergruß „Christus ist auferstanden!“
In Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien wird am Ostermontag ein Brauch ausgeübt, bei dem die Männer die Frauen mit Wasser, in Ungarn mit Parfüm, besprengen und mit einer Art handgemachten Rute, die mit bunten Bändern geschmückt ist, symbolisch schlagen. Der Überlieferung nach soll dies die Gesundheit und Schönheit der betroffenen Frauen im kommenden Jahr erhalten.
In Italien gibt es die „Torta di Pasquetta“, eine Art Gugelhupf mit gekochten Eiern, Spinat und der sogenannten „Ostertaube“. Am Karfreitag findet in vielen Orten eine Prozession statt, bei der das Kreuz schweigend durch die Straßen getragen wird. Die Auferstehung wird traditionell am zweiten Feiertag mit der Familie und Freunden mit Picknick gefeiert.
In Finnland schlagen Freunde und Bekannte einander leicht mit einer Birkenrute, um an die Palmzweige, mit denen Jesus in Jerusalem empfangen wurde, zu erinnern. Am Ostersonntag ziehen Kinder mit Trommeln und Tröten durch die Straßen zur Beendigung der Trauerzeit. Ostern ist dort auch das Fest der Kerzen.
In England lässt man die bunten Eier an abschüssigen Straßen hinunterrollen, bis die Schale ganz kaputt ist.
In Spanien schließlich stehen Prozessionen und Umzüge im Vordergrund. An Karfreitag ziehen Verhüllte mit Henkersmützen und Fackeln durch die Straßen und verteilen Süßigkeiten an die Kinder. Am Ostersonntag wird in den Straßen mit Musikkapellen gefeiert.
Doch in den kommenden Tagen begehen nicht nur die Christen weltweit ihr Osterfest. Dieses Jahr feiern zeitgleich auch die Muslime und die Juden hohe religiöse Feste. Bei den Gläubigen des Islam ist es der Fastenmonat Ramadan, bei den Juden das Pessach-Fest.
Das Fasten im Ramadan zählt zu den fünf Säulen des Islams, neben dem öffentlichen Glaubensbekenntnis, dem tägliche Gebet, der sozialen Spende und der Pilgerfahrt nach Mekka. Vielen nicht-muslimischen Menschen kommen dabei vor allem die vermeintlich strengen Regeln in den Sinn: Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang soll nicht gegessen und getrunken werden. Doch was steckt eigentlich hinter dem Ramadan, welche Regeln gibt es tatsächlich?
In diesem Jahr beginnt der Ramadan am 22. März und endet am 21. April. Der Ramadan dauert immer 29 oder 30 Tage und stellt den neunten Monat des islamischen Mondkalenders dar.
Tatsächlich soll die Fastenzeit laut Koran beginnen, wenn die erste Neumondsichel (hilal) nach dem Neumond gesichtet wird. Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, in dem ein Jahr im Schnitt 354,3 Tage lang ist – also kürzer ist als beim gregorianischen Kalender, der auf christlicher Zeitrechnung beruht und ein Sonnenkalender ist. Dadurch verschieben sich Beginn und Ende des Ramadans von Jahr zu Jahr im gregorianischen Kalender. Das bedeutet auch, dass die Fastentage, je nach Jahreszeit, unterschiedlich lang sind, denn gefastet wird traditionell von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
Alle Muslime, die gesund sind und das Fasten ohne gesundheitliche Einschränkungen durchführen können, sollen ab der Pubertät im Ramadan fasten. Kinder werden ermutigt, das Fasten auszuprobieren und in dem Maße mitzumachen, das sie schaffen. Dagegen sind Kranke, Senioren, Reisende, Schwangere oder Stillende vom Fasten während des Ramadans ausgenommen. Sie können die Fastentage zu einem späteren Zeitpunkt nachholen oder für jeden versäumten Fastentag einen Bedürftigen speisen.
Zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang soll weder gegessen noch getrunken werden. Auch Genussmittel wie Zigaretten sind dann tabu. Es ist also nicht wie bei den Christen, die in der Fastenzeit meist nur auf bestimmte Lebensmittel verzichten. Stattdessen werden alle Nahrungsmittel und Getränke (auch Wasser) tagsüber gefastet. Nach Sonnenuntergang wird das Fasten in vielen Familien zuerst mit einer Dattel gebrochen. Oft kommt auch die ganze Familie mit Tanten, Onkel und Großeltern zum Fastenbrechen am Abend zusammen oder es findet in der Moschee-Gemeinde statt. Danach steht es im Prinzip jedem Muslim frei, was auf den Tisch kommt. Aber da ja noch immer Ramadan ist, sollte man sich auch beim Essen am Abend und am frühen Morgen zügeln. Leichte Speisen und ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee werden daher oftmals bevorzugt.
In der Fastenzeit des Ramadan sollen sich Muslime zudem in Enthaltsamkeit üben. Deswegen soll beispielsweise auch auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.
Darüber hinaus soll der Ramadan eine Zeit der „inneren Einkehr“ darstellen. Für viele Muslime ist der Ramadan auch eine gute Gelegenheit, um sich intensiver mit Gebeten und dem Lesen des Korans zu beschäftigen.
Das Fest des Fastenbrechens steht am Ende des Fastenmonats und umfasst die ersten drei Tage des nachfolgenden Monats (Schawwāl). Je nach Region wird das Fest etwas anders gefeiert, oft werden aber bereits in den letzten Tagen des Ramadans Süßigkeiten und Süßspeisen gekauft oder selbst zubereitet. Daher hat es auch seinen Beinamen „Zuckerfest“.
Der erste Morgen des Schawwāl beginnt mit einem Festgebet, in der Regel in einer Moschee oder auf einem Gebetsplatz. Danach werden Grüße und Glückwünsche ausgetauscht und die Besuche bei Freunden und Verwandten beginnen. Dann wird gemeinsam gegessen, es gibt viel Gebäck, Kuchen und Süßigkeiten.
2023 findet das Zuckerfest vom 21. bis 23. April statt. Es steht für Besinnlichkeit, Zeit mit der Familie, festliche Mahlzeiten und zum Teil auch für Geschenke. Daher lässt es sich gewissermaßen mit dem christlichen Weihnachtsfest vergleichen, auch wenn die religiöse Bedeutung eine andere ist.
Zeitlich zusammen mit Ostern und Ramadan fällt in diesem Jahr auch das Pessach-Fest. Pessach, auch Passa, Passah oder Pascha genannt, gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Die Juden feiern den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei der Pharaonen. Überliefert ist diese Geschichte im Alten Testament (II. Buch Mose), in der Exodusgeschichte.
Demnach schickte Gott den Ägyptern zehn Plagen, als der Pharao die Israeliten nicht ziehen lassen wollte. Die zehnte Plage war der Tod aller Erstgeborenen. Bei dieser Plage wurden die Israeliten vorher aufgefordert, eine Opfergabe darzubringen und mit dessen Blut die Türstöcke zu bestreichend – das sollte die eigenen Erstgeborenen vor der Plage Gottes schützen, wie es im Alten Testament heißt.
Daher rührt auch der Name Pessach, der übersetzt so viel wie „Überschreitung“ bedeutet. Die Schwelle des Pharao wurde überschritten und er verlor seinen Sohn, was ihn laut der biblischen Überlieferung schließlich dazu veranlasste, die Israeliten gehen zu lassen. Eine andere Übersetzung von Pessach ist das „Vorübergehen“ oder „Überspringen“, was ebenfalls auf die zehnte Plage zurückgeht - schließlich wurden die Kinder der Israeliten laut dem Alten Testament "übersprungen" und der Tod ging an ihren Häusern vorüber.
Pessach fällt gemäß dem jüdischen Kalender in den Frühlingsmonat Nisan und wird von Juden in der Woche vom 15. bis 22. Nisan gefeiert. 2023 ist es gemäß dem gregorianischen Kalender vom Abend des 5. April bis zum Abend des 13. April. Das Fest dauert immer acht Tage.
Eingeleitet wird das Pessach-Fest vom Seder-Abend am 14. Nisan. Dabei kommen Freunde und Familien zusammen, speisen in Gemeinschaft, singen und lesen aus der Pessach-Haggada vor. Die Pessach-Haggada erzählt die Geschichte des Auszuges aus Ägypten und enthält weitere Erzählungen rund um dieses Thema.
Der Name Seder kommt von dem rituellen Mahl, das serviert wird. In Erinnerung an den eiligen Aufbruch aus Ägypten ist der Besitz und Verzehr von gesäuerten Speisen (Getränke und Speisen, die gären) während Pessach sieben Tage lang verboten. Die Israeliten hatten nämlich keine Zeit, ihr Brot aufgehen zu lassen, als sie Ägypten verließen. In den letzten 14 Tagen vor dem Sederabend steht daher ein gründlicher Hausputz auf dem Programm. Dabei werden Brot, Mehl, Nudeln und alle anderen Nahrungsmittel aus Getreide aus der Wohnung verbannt. An Pessach darf sich kein durchsäuertes Getreide im Haus befinden. Dazu gehört auch Bier.
Der traditionelle Seder-Teller enthält in der Mitte eine Schale, in der ein Kiddusch-Becher stehen kann. Kiddusch ist ein Segensspruch über einen Becher Wein, mit dem Sabbat und jüdische Feiertage begonnen werden.
Außerdem befinden sich auf dem Seder-Teller zum Pessach-Fest die folgenden Dinge: Mazzot (ungesäuerte Brote, Pessach wird auch das "Fest der ungesäuerten Brote" genannt), Hähnchenknochen (symbolisch für das Pessachopfer), Ei (symbolisch für das Feiertagsopfer), Maror (bittere Kräuter für bittere Zeiten während der Sklaverei), Mus aus Äpfeln, Nüssen und Wein (für Lehm und Ziegel) und nicht bitteres Wurzelgemüse (für Sklavenarbeit).
Während der acht Festtage wird nur ungesäuertes Brot, die Mazzen, gegessen. Die Mazzen sind dünne, nur aus Mehl und Wasser ohne Hefe hergestellte knusprige Fladenbrote. Die Herstellungszeit vom Anrühren des Teiges bis zum Backen darf 18 Minuten nicht überschreiten, damit der Teig auf keinen Fall säuert.
Am letzten Festtag des Pessach wird verstorbener Familienangehöriger mit dem Jiskor-Gebet gedacht. Dabei beten die Lebenden für die Verstorbenen. Am Jiskor nehmen nur diejenigen teil, die einen oder beide Elternteile verloren haben. Diejenigen, deren beide Eltern noch leben, verlassen während dieses Gebets die Synagoge und kehren anschließend zurück.
Zwischen dem christlichen Oster- und dem jüdischen Pessach-Fest gibt es einige Verbindungen. So ist der Termin in beiden Fällen um den Frühlingsvollmond herum: Ostern ist der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, Pessach beginnt am 15. Nisan, Nisan ist der jüdischen Monat mit dem Frühlingsvollmond.
Pessach ist auch der Ursprung der christlichen Kartage und des Osterfestes. Denn wegen des Pessach-Festes ging Jesus nach Jerusalem, wo er ans Kreuz genagelt wurde. Tod und Auferstehung Jesu fielen in die Pessach-Woche. Auch stammt das christliche Abendmahl vom jüdischen Sederabend ab, Hostien sind ungesäuerte Brote. Und schließlich wird der Name für Ostern in vielen europäischen Sprachen von Pessach oder Pasha abgleitet. So etwa auf Spanisch: pascua, Niederländisch: pasen, Italienisch: pasqua, Französisch: pâques und Russisch: pascha.
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