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Foto © Krista Feldmann

Helenas verwunschener Wald

Was die Schwestern Lara und Lea erleben, die durch Zufall in eine magische Welt mit allerlei Fabelwesen eintauchen, das erzählt das fantasievolle, handgeschriebene und mit viel Liebe fürs Detail illustrierte Leseabenteuer „Der verwunschene Wald“.

von Elvira Nickmann

Das 25-seitige Werk ist der Beitrag der elf Jahre alten Bargteheiderin Helena Paegle zum Mal- und Schreibwettbewerb „Stadt ‒ Land ‒ Welt“. Die Stadtbibliothek Bargteheide und die Lesepaten der Bürger-Stiftung Stormarn haben ihn im Sommer 2020 erstmals ausgeschrieben.

Auf die Aktion aufmerksam wurde Helena durch ihre Freundin Magdalene. Diese zeigte ihr eine Arbeit, die sie gerade für den Wettbewerb anfertigte. Dadurch inspiriert, beschloss Helena, sich ebenfalls mit einer Geschichte zu beteiligen. Die Elfjährige sagt: „Den Anfang hatte ich schon im Kopf, auch Teile aus der Mitte und das Ende, nur den Rest musste ich noch mit Inhalt füllen.“ Sie habe schon immer gern und oft Geschichten geschrieben. „Zuletzt sind es allerdings weniger geworden, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe“, sagt die Schülerin. Von den Figuren, die in „Der verwunschene Wald“ vorkommen, hätten von Beginn an nur „die Geschwister, deren Hund und mindestens eine Elfe“ festgestanden. Alle weiteren seien nach und nach hinzugekommen. Für die Geschwister im Buch gab es familiäre Vorbilder: Lara und Lea weisen Wesenszüge sowohl der beiden jüngeren Schwestern der Nachwuchsautorin als auch von ihr selbst auf.

Heldin der Geschichte ist die 13 Jahre alte Lara. Wie diese übernehme sie gern Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister, sagt Helena. „Ich würde auch gern bestimmen, aber sie machen lieber, was sie wollen“, sagt sie und lacht verschmitzt. Öfter sei ihre jüngste Schwester beispielsweise beim Spielen einfach verschwunden, ohne sich abzumelden, und Helena habe nach ihr suchen müssen.

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Foto © Krista Feldmann

Da geht es der Lara in der Geschichte nicht besser, im Verlauf der Handlung verliert sie ihre acht Jahre jüngere Schwester Lea immer wieder aus den Augen. Zu Anfang unternehmen die beiden einen Spaziergang mit Familienhund Otto. Dieser ist wiederum dem Wunschdenken der Autorin entsprungen, denn im echten Leben wünscht sie sich einen solchen Vierbeiner. Als Lea in die falsche Richtung rennt, bleibt Lara gar keine andere Wahl, als ihrer kleinen Schwester zu folgen. So gelangen die drei auf eine nie zuvor gesehene Blumenwiese und stolpern in ein Loch, das sich als Zugang zu einer verborgenen, faszinierenden Welt entpuppt.

Doch schnell stellt Lara fest, dass es nicht nur auf, sondern auch unter der Erde Probleme gibt und viele magische Geschöpfe spurlos verschwinden. Als die Elfen sie um Hilfe bitten, sagt sie nicht Nein. Zusammen mit einem Einhorn, das sich zwar sämtlichen Einhornklischees verweigert, dafür aber über die erstaunliche Fähigkeit verfügt, mit seinem Horn Handys aufladen zu können, macht sich die kleine Gruppe auf die Suche. Dabei bringt die Autorin Themen zur Sprache, die die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen entstammen: Freundschaft, Verliebtsein und Erwachsenwerden.

Vier Wochen in den Sommerferien hat Helena immer wieder an ihrem Werk gearbeitet. Auf die Frage, warum sie sich die Mühe gemacht hat, den ganzen Text mit der Hand zu schreiben, antwortet sie entschieden „Ich mache so etwas nie mit dem Computer.“ Stattdessen habe sie erst vor- und dann in Schönschrift abgeschrieben. Die kleinen Illustrationen mitten im Text sind ein charmantes Element und zeigen, dass die Autorin einen ausgeprägten Sinn für Gestaltung hat. Zudem hat sie den Text reich und farbenprächtig bebildert, sodass ein kleines Gesamtkunstwerk entstanden ist. Helena sagt: „Ich habe die Bilder draußen im Garten gezeichnet.“ Fertiggestellt habe sie ihre Arbeit im Urlaub in Lettland. Und dann sei es noch einmal richtig spannend geworden. „Ich habe bis zwei Tage vor dem Abgabetermin noch daran gearbeitet und dann hat das mit dem Einscannen erst nicht so geklappt. Ich hatte schon Angst, dass wir es nicht mehr rechtzeitig abschicken können.“

Helenas Beitrag war einer von 40, die bei den Lesepaten eingingen. Annelore Penno ist Bereichsleiterin für Bargteheide und hat sie alle gesichtet. Sie ist begeistert von der Vielfalt und Kreativität der Arbeiten. Sie sagt: „Mitgemacht haben Mädchen und Jungen zwischen 5 bis zwölf Jahren.“ Die Zuschriften seien aus dem ganzen Kreis eingegangen. „Alle haben sich unheimlich viel Mühe gegeben.“ Am Duktus könne man erkennen, dass die Kinder die Arbeiten selbst angefertigt hätten. „Darunter waren Texte, Comics, Bildgeschichten und Bilder, aber auch ziemlich blutrünstige Geschichten, da triefte es richtig heraus“, sagt Penno und lacht. „Wir werden die Aktion bestimmt wiederholen“, ist sie sich sicher.

Antje Wengorz ist Lese- und Literaturpädagogin in der Stadtbibliothek Bargteheide. Sie sagt: „Der Wettbewerb war die Idee von Annelore Penno.“ Die tolle Atmosphäre, die vor Corona immer freitags bei der Vorlesezeit in der Bibliothek geherrscht habe, fehle sehr. Daher hätten sie im Sommer nach Möglichkeiten gesucht, etwas Neues für Kinder anzubieten. Die große Resonanz auf den Wettbewerb habe sie positiv überrascht und zu einer neuen Auflage in den diesjährigen Sommerferien motiviert.

„Alle Kinder, die mitgemacht haben, sind Gewinner. Es gab Sachpreise, Urkunden und eine Einladung zu einem gemeinsamen Ausflug zum Naturerlebnis Grabau.“ Der musste aufgrund der Pandemie vertagt werden. Auch die Aufnahmen von vier dafür geeigneten Arbeiten als Hörspiel, darunter Helenas Geschichte, wurde abgesagt. Die Schülerin hofft nun, dass der Termin bald nachgeholt werden kann. Denn sie hat ihrer Freundin Magdalene etwas versprochen. Helena: „Ich hab ihr gesagt, dass sie bei dem Hörspiel die Elfe Viola sprechen kann.“

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