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20220429 Sportzirkel
V. l.: Jörg Panten (Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit), Joachim Lehmann (Vorsitzender TSV Glinde), Verena Lemm (Geschäftsführerin Kreissportverband Stormarn)

Pilotprojekt: Sport als Suchtprävention

Kreissportverband und Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit starten einen Sportzirkel für Heranwachsende aus schwierigen Lebenssituationen.

Text: Arne Bachmann; Foto: Kreissportverband

Jörg Panten, 58 Jahre alt, arbeitet schon lange in der Suchtprävention. Im Laufe der Zeit hat er vieles gesehen und erlebt. Er weiß, welche Rauschmittel gerade unter Jugendlichen kursieren, welche Gefahren das mit sich bringt – und wie man Problemen wie diesen am besten begegnet. Eine der besten Schutzmechanismen, um junge Menschen aus eigenem Antrieb heraus von Suchtmitteln fernzuhalten, sei der Sport, sagt Panten.

Deshalb startet im Kreis jetzt ein Pilotprojekt. Der Kreissportverband (KSV) organisiert in Zusammenarbeit mit der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit, für die auch Panten arbeitet, einen Sportzirkel für Heranwachsende aus schwierigen Lebenssituationen.

Schwierige Lebenssituationen, das sind zum Beispiel solche Umstände, unter denen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums bundesweit rund 2,6 Millionen Kinder und Jugendliche aufwachsen: So viele junge Menschen leben mit mindestens einem alkoholmissbrauchenden Elternteil zusammen. 40.000 bis 60.000 Minderjährige wachsen mit drogenabhängigen, bis zu 150.000 mit spielsüchtigen Eltern auf. Auch in Stormarn gibt es diese Probleme. Und auch hier konsumieren schon Minderjährige illegale Drogen, halblegale Medikamente oder für Erwachsene legale Rauschmittel.

Alkohol und Cannabis werde unter den Jugendlichen wohl am meisten konsumiert und zwar quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, sagt Panten. Besonders der Alkohol sei längst gesellschaftliche Normalität. Im Verborgenen werden aber auch Medikamente als Rauschmittel missbraucht. „Was mir Sorge bereitet, ist der Konsum von Beruhigungs- und Schmerzmitteln“, sagt Panten. „Kinder haben mir erzählt, dass sie relativ leicht an Benzodiazepine kommen. Das große Problem ist, dass es da eine schnelle Abhängigkeit und extreme Entzugserscheinungen gibt.“

Zu dem Problem würden mitunter auch Teile der Deutschrap-Szene beitragen. In Videos, Texten oder Instagram-Storys thematisieren seit Jahren einige Künstler den Konsum von Tilidin, Xanax oder verschreibungspflichtigem Hustensaft. „Dadurch hat das Lifestyle-Charakter bekommen“, sagt Panten. „Da habe ich wirklich Respekt vor.“

Immer wieder auf die Gefahren hinzuweisen, ist ein Teil der Arbeit von Panten und anderen Experten. Das wirksamste Mittel bleibt aber die Prävention oder die soziale Einbindung. Bei der Suchtthematik spiele eben auch die Langeweile eine gewichtige Rolle, sagt Panten.

„Sport kann den betroffenen Jugendlichen eine wichtige Perspektive bieten“, sagt KSV-Geschäftsführerin Verena Lemm. In Stormarn soll das Pilotprojekt deshalb möglichst kreisweit ausgedehnt werden. Zunächst startet der Sportzirkel am 25. April mit Minderjährigen aus dem Kinderhaus Glinde. Die Hallen und Sportplätze stellen die Kooperationspartner TSV Glinde und Barsbütteler SV zur Verfügung.

Geplant sind zehn Trainingseinheiten, in denen die Kinder unterschiedliche Sportarten kennenlernen. Im Anschluss könnte der KSV bei der Vereinsfindung helfen. Auch das Kinderhaus Bad Oldesloe hat bereits Interesse bekundet.

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