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Kunst vor dem Amtsgericht

Doris Waschk-Balz: Ahrensburg

Darf man vor einem Gerichtshaus schlafen? Was für lebende Menschen eher tabu ist, scheint für Kunstwerke allerdings erlaubt, denn vor dem Stormarner Amtsgericht in Ahrensburg hat es sich schon vor fast 30 Jahren ein Bronze-Mann bequem gemacht.

Beschreibung

Die Figur ruht auf einem großen fächerförmigen Stein, der eine breite Schräge bildet und sich zum Eingangsbereich erhöht. Gegenüber findet sich eine weitere Bronzeplastik auf einem rund zwei Meter hohen schrägen Sockel: eine Frau mit einem Pendel in der linken Hand, das sie behutsam vor sich zu balancieren scheint, während ihr rechter Arm ausgleichend das Balancehalten zu unterstützen scheint. Das Figurenpaar rahmt seit 1987 den Eingangsbereich zum Amtsgericht, was die weibliche Figur leicht als eine Darstellung der Justitia erkennbar macht. Dennoch ist eine Darstellung mit Pendel ungewohnt in der Kunst, weil jener Dame sonst eher ein Richtschwert in die Hand gegeben wird oder eine Waage. Zudem wird sie meist mit verbundenen Augen gezeigt. Die Hamburger Bildhauerin Doris Waschk-Balz, von der die Installation anlässlich des Gebäudeneubaus geschaffen wurde, hat da humanere Vorstellungen: "Ein Schwert fand ich zu brutal. Ich finde, sie sollte ihr Urteil besser gut ausloten, bevor sie mit dem Schwert zuschlägt", erklärt die Künstlerin ihr Werk und fügt hinzu: "Die Augen sollten nicht verbunden sein, sie sollte sehend sein". Bei dem Liegenden, der vielleicht auch als Frau gedeutet werden kann, war es der Künstlerin wichtig, dass er "bodennah" erscheint, als einer aus dem wahren Leben, ein Bürger oder eine Bürgerin der Stadt vielleicht, der ruhig sein kann, weil er sich auf das Urteil der Justitia verlassen kann. Er darf den Schlaf des Gerechten schlafen - auch wenn der Volksmund in ihm auch schon den "Beamtenschlaf" ausgemacht haben soll. Mit der schräg aufsteigenden Form der Gesamtinstallation reagiert Doris Waschk-Balz bewusst auf den Gebäudekomplex und dessen große schräge Dächer, wodurch Bauwerk und Kunst eine optische wie auch inhaltliche Einheit darstellen.

Einblicke zur Entsteheungsgeschichte

Ahrensburg 05 Waschk Balz Justiz Stormarn c JensRoennau DSCF0126
KioeR 2018 Ahrensburg 75

Doris Waschk-Balz

Wurde 1942 in Berlin geboren. Sie studierte 1962 -1964 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zunächst Keramik bei Ulrich Günther, dann Bildhauerei bei Rudolf Daudert und 1964 - 1968 bei Gustav Seitz an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Waschk-Balz hat neben Münz- und Medaillengestaltungen zahlreiche Plastiken und Portraits für den öffentlichen Raum geschaffen, vor allem in Hamburg, wo sie bis heute lebt und arbeitet.

Königstr. 11.
22926 Ahrensburg

Standort

Königstr. 11.
22926 Ahrensburg

Radrundtour

Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Radrundrouten 12 und 15:
https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/geschichten-von-schloss-und-hof-3
https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/durch-alleenfaecher-ins-tunneltal-4

Bronze, Granit, 1987. Ahrensburg, Amtsgericht, Königstr. 11.

Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Doris_Waschk-Balz, 2.10.2016. Jens Rönnau, Open Air Galerie Kiel, Kunst und Denkmäler, Neumünster 2011, S. 309. Telefonat Jens Rönnau mit Doris Waschk-Balz am 8.10.2016. Akte Stadt Ahrensburg.

Text/Fotos Jens Rönnau