Georg Weiland: Bargteheide
Wenn man sich von den Parkplätzen an der Alten Landstraße in Bargteheide auf den Pausenhof der Johannes-Gutenberg-Schule begibt, trifft man zweimal auf rund gemauerte Ziegelwände.
Die größere im Pauseninnenhof steht massiv in der Platzmitte wie ein fensterloses Bauwerk, das neugierig macht. Von der Innenseite aus betrachtet öffnet sich der Baukörper aus roten Ziegeln zu einer rundgeschwungenen Wand, die als filigranes Bildobjekt gestaltet ist. Durch die massiven Ziegel muss man sich etwas einsehen in die Formensprache, bevor man Objekte und Figuren deuten kann: In der rechten Bildhälfte finden sich Menschen, die Getreidebündel tragen und binden, über ihren Köpfen weitere stilisierte Getreideähren, rechts ein altes Wagenrad. Ein sonnenartiges Motiv in der Bildmitte könnte für eine Mühle stehen, die von einem Müller bewacht oder befüllt wird, während im linken Reliefbereich ein stilisierter Traktor mit Abgaswolken auszumachen ist. Es ist eine Darstellung von Landwirtschaft im Spiegel ihres technischen Fortschritts. Geschaffen wurde sie von dem damals noch in Lübeck lebenden Bildhauer Georg Weiland im Rahmen von Kunst am Bau für die neu errichtete Dörfergemeinschaftsschule - eine Grund- und Hauptschule besonders für die Kinder der Umlandgemeinden. Sie kamen zumeist aus bäuerlichen Familien, was den Künstler zu seinem Motiv inspiriert haben mag. Die Form seiner Ziegelarbeit war indes eher eine Vorgabe der für den Neubau verantwortlichen Architekten, die ein geschwungenes Wandobjekt nach Westen hin wünschten, um zugleich einen Sicht- und Windschutz zum Schulbereich zu schaffen. Bis heute wird der Ort angenommen von Schülerinnen und Schülern wie auch von der Lehrerschaft als ein Treff- und Mittelpunkt des schulischen Lebens.
Wurde 1928 im mecklenburgischen Blowatz geboren. Er studierte 1953 bis 1958 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Malerei und Grafik bei Alfred Mahlau sowie Keramik bei Otto Lindig. Ab 1959 betrieb er ein Atelier in Lübeck, hatte 1977 bis 1979 einen Lehrauftrag an der Kieler Muthesius-Schule in der Koblasa-Bildhauerklasse. Er war auch als Zeichner und Grafiker aktiv und gestaltete Münzen. Eine Krankheit ließ ihn um 1980 seine künstlerische Arbeit aufgeben. Georg Weiland starb 1999 in Reinfeld, wo er auch lange gelebt hatte.
Alte Landstraße 79
22941 Bargteheide
Das Kunstwerk liegt an oder in der Nähe der Radrundroute 12: https://tourismus-stormarn.de/de/radrundtouren/geschichten-von-schloss-und-hof-3
Ziegelrelief, 1966. Johannes-Gutenberg-Schule, Alte Landstraße 79, Bargteheide
Quelle: Jens Rönnau, Variable Elemente, Georg Weiland, Reinfeld, in: www.kultur-stormarn.de/kunst-im-oeffentlichen-raum/kunstwerke/view/25, 2016 (30.12.2018). www.kreisarchiv-stormarn.de. Hannelies Ettrich, Open Space Bargteheide, Kunst im öffentlichen Raum, Hrsg. Stadt Bargteheide, Stadtarchiv 2017, S. 63-65. Jens Rönnau, Kunst am Wegesrand, Nr. 97, Neustadt, Georg Weiland, "Kommunizierende Gruppe", Kieler Nachrichten v. 3.8.2012. Telefonat Jens Rönnau mit Caspar Weiland am 6.10.2016. Telefonat und e-Mail-Wechsel Jens Rönnau mit Anja Rademacher vom 10.10.2016.
(c) Text Jens Rönnau