Das ehehmalige Herrenahaus des Gutes Hinschendorf um 1930 – Foto: GMV
Auf dem Gelände des heutigen Ladenzentrums am Täby-Platz befand sich einst das Gut Hinschendorf. Das Gut war seit 1884 im Besitz der Familie von Cramm. Nach dem Tod von Curt Carl Christian von Cramm wurde für seine Witwe und ihre Kinder 1895 auf der Südseite der Hamburger Straße eine Villa erbaut. Heute steht hier das Sachsenwaldhochhaus.
Das Gut wechselt den Besitzer
1910 kaufte Willi Schaumann, Landwirt aus Vierlanden, das Gut von der Witwe Fernandine von Cramm. Nachdem die alte Villa abgebrannt war, ließ sich Schaumann nördlich der Hamburger Straße ein neues repräsentatives Herrenhaus errichten. Vor dem Haus lag ein von Kastanien umsäumtes Rondell. Hier fuhren die Kutschen der Gäste vor. Die Ankömmlinge mussten die Freitreppe zum Haupteingang hinaufsteigen, wo der Hausherr seine Gäste empfing. Die Gäste wurden anschließend in eine weiträumige Halle geleitet. Wer nicht genehm war, kam nicht weiter ins Haus, allenfalls noch in das private Büro des Gutsherrn, das gleich rechts neben dem Eingang lag.
Zum Gutshof gehörten zwei imposante Wirtschaftsgebäude, die den Hofplatz flankierten und als Rinder- und Schweinestall, sowie als Scheune dienten. Eine Gutsschmiede und Pferdeställe befanden sich ebenfalls auf dem Gelände.
Niedergang und Auflösung des Gutes
Das Hinschendorfer Gut kam in den 1920er Jahren in finanzielle Schwierigkeiten. 1931 verkaufte Willi Schaumann Teile seiner Ländereien, um mit dem Erlös den Kernbereich seines Gutes zu erhalten. Es entstand die Siedlung Hinschendorf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Einwohnerzahl Reinbeks stark angewachsen. Hamburger Familien, deren Wohnungen zerstört waren und Flüchtlinge aus dem Osten waren nach Reinbek gekommen. Die Gemeinde benötigte dringend Bauplätze für neuen Wohnraum.
Nach Verhandlungen mit der Stadt Reinbek stellte Willi Schaumann ab 1959 seinen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb ganz ein. Er verkaufte seine Flächen nördlich der Hamburger Straße, die nun zu Bauland wurden. Dort entstand in den folgenden Jahren das Wohngebiet Klosterbergen mit dem Einkaufszentrum, der Nathan-Söderblom-Kirche und der Grundschule.
Das Hinschendorfer Herrenhaus hat die Zeiten äußerlich fast unverändert überstanden. Heute befinden sich darin mehrere Arztpraxen.
Im Hintergrund sind die Gebäude des ehemaligen Gutshofes Hinschendorf zu erkennen – Foto: GMV
gegenüber Am Ladenzentrum 4
21465 Reinbek