15.1 Villa Goldschmidt

Das frühere Wohnhaus der Familie Goldschmidt in der Kückallee – Foto: Bebert

< Übersicht Reinbek

Arthur Goldschmidt Haus

Das Wohnhaus in der Kückallee 27 (heute 43) ließ der Kaufmann Johann Wilhelm Kück nach Plänen des Architekten H. Louis errichten. 1919 erwarb der Hamburger Oberlandesgerichtsrat Dr. Arthur Goldschmidt die Villa im Landhausstil, die er damals bereits seit einigen Jahren mit seiner Familie bewohnte.

Der 1873 in Berlin geborene Arthur Felix Goldschmidt wuchs in einer assimilierten jüdischen Familie auf, die 1858 zum Protestantismus übergetreten war. Goldschmidt ließ sich 1889 evangelisch taufen.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften, der Promotion 1895 und dem 2. Juristischen Staatsexamen wurde er 1902 in Hamburg zum Amtsrichter ernannt und stieg dort zum Oberlandesgerichtsrat auf. 1905 heiratete er Toni Katharina Jeanette Horschitz (genannt „Kitty“). 1916 zog das Ehepaar mit der Tochter Ilse-Maria nach Reinbek in das Haus Kückallee. 1924 und 1928 wurden hier die Söhne Erich und Jürgen Arthur geboren. Dr. Goldschmidt war Vertreter der nationalliberalen Deutschen Volkspartei Mitglied im Reinbeker Gemeinderat.

1933 wurde Dr. Goldschmidt aufgrund der Rassengesetze der Nationalsozialisten zwangsweise in den Ruhestand versetzt. 1938 schickte er seine beiden kleinen Söhne zur Sicherheit ins Ausland. Die Söhne sahen ihre Eltern nie wieder.

1941 erfolgte der Zwangsverkauf des Elternhauses in der Kückallee an den mit Goldschmidt befreundeten Kaufmann Carl Dobbertin.

Am 10. Februar 1942 wurde für die Landeskirche der Ausschluss „nichtarischer“ Christen aus der evangelischen Kirche verfügt. Von den Deportationen der deutschen Juden, die im Herbst 1941 begonnen hatten, waren auch evangelische Christen jüdischer Herkunft betroffen.

Im Sommer 1942 starb Goldschmidts Ehefrau. Einen Monat später wurde Arthur Goldschmidt in das KZ Theresienstadt deportiert. Goldschmidt überlebte die Zeit im Konzentrationslager und kehrte 1945 nach seiner Befreiung nach Reinbek zurück. Er wurde wieder Gemeindevertreter, zweiter Bürgermeister Reinbeks und Mitbegründer der Volkshochschule. 1947 verstarb er bei der Eröffnung der Volkshochschule. Der Sohn Jürgen ist Schriftsteller geworden und lebt heute unter dem Namen George-Arthur Goldschmidt in Paris. Er hat sich in seinen Werken intensiv mit seiner Herkunft und seiner Heimatstadt auseinandergesetzt und ist Ehrenbürger der Stadt Reinbek.

Zwei Stolpersteine vor der ehemaligen Villa Goldschmidt in der Kückallee erinnern heute an Dr. Arthur Goldschmidt und seine Frau Katharina.

15.2 Familie Goldschmidt

Arthur und Kitty Goldschmidt mit den Kindern Ilse, Erich und Jürgen um 1930 – Postkarte

Kückallee 43
21465 Reinbek

Standort

Kückallee 43
21465 Reinbek